Ganz schön DADA

Ganz schön DADA

Diesen spannungsvollen Bogen vom „Cabaret Voltaire“ in Zürich mit seinen ersten dadaistischen Lautgedichten bis zur PopArt-Kultur der 70er Jahre bot Dr. Nicole Birnfeld, Kunsthistorikerin, verantwortlich für das Arp-Museum Bahnhof Rolandseck einem höchst interessierten Publikum im Stadtmuseum Ratingen. Eine Gruppe von Künstlern und Intellektuellen aus ganz Europa, die in der neutralen Schweiz Zuflucht suchten vor dem Terror des Ersten Weltkrieges, begründete im Februar 1917 in einer Künstlerkneipe eine der wichtigsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts. Ihr Ziel war es, bestehende Konventionen mit Lautgedichten, Tanz, Kunst und Theater zu persiflieren, um ihre Antihaltung zur herrschenden Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. Dem Prinzip Zufall und dem scheinbar Sinnlosen folgend, erprobten wichtige Vertreter wie Tristan Tzara, Hans Arp, Hannah Höch neue Arten des künstlerischen Ausdrucks, antitraditionelle innovative Techniken wie Collage und Assemblage.

Dada versprühte Funken von Zürich bis New York. Nicht mehr das Abbild von Realität, sondern der Realgegenstand, aus seinem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, wird bei Marcel Duchamp 1917 zum Kunstwerk erklärt. Kurt Schwitters folgt in seinen Collagen/Assemblagen der „Ästhetisierung des Abfalls“.

Nun ist DADA sicherlich kein Kunststil, sondern eine Geistesströmung. Als Aktionskunst, welche sich durch das Momenthafte, auch Zerstörerische auszeichnet, bringt DADA Bewegung in die Kunst, stellt den Kunstbegriff auf den Kopf, gibt Anlass zu neuen Fragestellungen. So ebnete DADA den Weg für Fluxus, Happening und Beuys. Die große Begeisterung über die Ausführungen von Dr. Nicole Birnfeld zu „Ganz schön DADA“ bekundeten die lebhaften Museumsgäste in angeregten Gesprächen bei Wein und Fingerfood.

DADA geht weiter.

Aktuell spiegelt sich der dadaistische Prozess in der Foto-Collage-Ausstellung „Zerlegt!-Montiert!“ im Stadtmuseum wider. DADA wurde am 21. April als Gesamtkunstwerk durch Hugo Balls „Karawane“ ebenfalls im Stadtmuseum Ratingen lebendig und DADA begeistert seit Wochen Museumsbesucher in der großen Hans Arp-Ausstellung im Bahnhof Rolandseck/Remagen, zu der die Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Ratingen, Dr. Sabine Tünkers, die Mitglieder herzlich einlädt.


15. März 2016
Christa Baunach-Schlüter